Die Stepcraft 840/2 – meine Fräse-Ehe

Die Stepcraft 840/2 - meine Fräse-Ehe

Heute möchte ich meine große Liebe euch vorstellen. Nein es ist nicht meine Frau, aber ich mag meine Fräse fast genau so. Meine Beziehung zur Stepcraft ist fast so wie eine Ehe: es gibt mal Höhen und mal Tiefen. Genau das möchte ich euch heute vorstellen.

Warum die Stepcraft?

Ja diese Frage ist lange her. Genauer gesagt beschäftige ich mich schon seit ca. einem Jahr mit der Idee mir eine CNC Fräse zuzulegen. Warum? Ganz einfach: Meine Handwerklichen Künste sind nicht so präzise wie eine Fräse und ich bin der festen Überzeugung, so geht es doch vielen von uns. Ich wollte einfach keine Abstriche mehr machen und mich einfach mal an einem fast perfekten Werk erfreuen.

Nach langem Suchen nach der passenden Größe bin ich dann schlussendlich auf die Stepcraft getroffen. Für mich war klar: Ich baue Möbel oder größere Sachen und möchte damit auch irgendwann etwas mehr erreichen. So sollte es schon eine größere Maschine werden. Es sollte aber auch nicht zu groß sein, denn die Tischgröße ist für mich ausschlaggebend gewesen. Ich habe Platz für maximal 120x80cm. Immerhin soll die Fräse ja mit ins Arbeitszimmer und nicht gleich einen eigenen Anbau bekommen.

Die Stepcraft bot mir daher die optimalen Platzverhältnisse und machte auch eine stabilen Eindruck. Das modulare System fasziniert mich immer noch so sehr, dass ich weiterhin auf STepcraft setzte, auch wenn ein 3D Druckkopf im Nachhinein sich als Fehlinvestition erwies. Es ist halt eine Fräse und kein 3D Drucker.

Die Daten der Stepcraft

Kommen wir zunächst zu den Daten der Stepcraft.

Gewicht:31,8 kg
Maße außen:705 x 970 x 510mm
Aufspannmaße:615 x 920 mm
Arbeitsbereich:596 x 836 x 135 mm
Wiederholungsgenauigkeit:+/- 0,05 mm

Diese Maße haben mich einfach Überzeug. Die Fräse passt damit mit der Einhausung (Dazu gibt es noch mal später mehr) einfach perfekt unter meinen Tisch. Die Präzision ist für mich als Holzverarbeiter einfach ausreichend. Das Gewicht spielt nicht die Rolle. Fräsen werden nicht bewegt, da sie sonst sich verziehen und an Präzision verlieren.

Dann noch das wichtigste Kriterium: Bezahlbarkeit. Diese Fräse war in meinem Butget von 1800 Euro.

Die Höhen und Tiefen einer Fräse-Ehe

Die Stepcraft D800/2 habe ich vor einigen Monate dann gebraucht aus Berlin abgeholt. Im Nachhein weiß ich nicht, ob das so eine gute Idee war. Jedenfalls lief es zu Beginn etwas holprig. Die ersten Versuche waren wirklich gut. Es lief halt, bis ich die ersten Probleme hatte.

Aus unerfindlichen Gründen streike die Y-Achse. Heißt: sie fuhr einfach nicht bis auf den Nullpunkt, sondern stockte zwischendurch und verlor Schritte. Meine Begeisterung war hier echt hoch. Also, Fräse auseinander bauen und schauen was los ist.

Akt 1: Erste Reparaturen

Es stellte sich schnell heraus, dass einige Kugellager den Geist aufgegeben hatten. Toll dachte ich mir. Meine Vorgänger haben die Schrauben zu fest angezogen und dabei wohl die Lager nachhaltig geschädigt. Also Lager und vorsichtshalber noch neue Riemen bestellt.

Also alles einbauen und die Fummelei mit dem Einstellen der Fräse, bis ich glücklich war. Präzision war wieder da und die Fräse schnurrte wieder.

Nach zwei Wochen Stillstand und Frustration, bzw. Ehekrise waren wir wieder zusammen glücklich und verbrachten wieder schone Frässtunden.

Akt 2: Was war nochmal Präzision?

Wie es auch im Märchen ist, wir verbrachten viele schöne gemeinsame Stunden, bis die Präzision nachließ. Merkwürdigerweise hakte das Portal hin und wieder und auch die Kreise wurden mehr Eier mit Flachstellen. Und das trotz regelmäßiger Pflege.

Es zeigte sich, dass die Muttern auf den Spindeln spiel hatten,. Ist ja logisch, immerhin ist es eine Messingmutter die auf einer gehärteten Spindel laufen. So ist es gewollt, dass sich die Mutter abnutzt. Dadurch läuft das Portal beim Richtungswechsel nicht mit, da das Spiel in der Mutter zunächst kompensiert wird.

Lösung: Die einstellbaren Spindelmuttern waren nicht verbaut und mussten nachgerüstet werden. Also alle Muttern gleich einmal nachrüsten, bevor die anderen Achsen (X undZ) auch Probleme machen.

So wurde die Fräse also nach zwei Mo0naten einmal komplett zerlegt, gereinigt, gewartet, mit neuen Muttern versehen und wieder neu eingestellt. Insbesondere das Einstellen der Rollenführungen ist ein echter Geduldsakt. Zwischen zu fest und zu locker ist nur ein schmaler Grad. Aber das erzähle ich euch ein anderes Mal.

Und doch eine glückliche Ehe

Wie auch eine wirkliche Ehe, so braucht eine Fräse einfach Zeit und Geduld. Ich habe festgestellt, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist und eine Fräse regelmäßige Zuwendung braucht. Wir dürfen nicht vergessen: Es handelt sich bei der D800 nicht um ein Profigerät, dazu ist sie nicht gebaut. Wir haben keine Kugelumlaufspindel, die fast wartungsfrei arbeiten, wir haben keine Stahl der noch verwindungssteifer ist. Wir haben eine Modellbaufräse für weiche Materialien.

Ich muss aber nun nach allem auch sagen, dass sich die Mühen und die zeitliche Investition gelohnt hat. Seit nun einigen Monaten bin ich ohne Störungen unterwegs und die Stepcraft D800/2 hat sich wirklich gelohnt. Es ist zwar immer etwas aufreibend, wenn Probleme vorhanden sind, aber die Fräse ist in meinen Augen dennoch ihr Geld wert.

Ich habe die Mechanik sehr gut verstanden und verstehe, warum Profigeräte das doppelte kosten. Wir sprechen hier von 3500 Euro aufwärts. Aber ich habe einfach viel drumherum gelernt, dass ich vermutlich so nie gelernt hätte.

Ich bin glücklich und sie ist bei meinen Arbeiten ein fast täglicher Begleiter. Das Rennen, Handwerk gegen Fräse hat sie gewonnen, nicht nur weil ich mit der Fräse im Endeffekt schneller war, sondern auch weil das CNC Fräsen einfach schneller Veränderungen und Abwandlungen zulässt.

Tipps zur Stepcraft

Hier noch die wichtigsten Tipps und Tricks rund um die Stepcraft:

  1. Kaufe die einstellbaren Spindelmuttern.
  2. Verwende eine andere Spannfläche. Die HPL Platte ist bei der Größe zur Flexibel und biegt sich durch. Ich habe ein 40mm Multiplexplatte genommen.
  3. Gib dir Mühe mit dem Einstellen der Stepcraft. Nur so macht das Fräsen Spaß.
  4. Fräse langsam und mit weniger Zustellung (Fxy: 1200-1600 in Holz bei 1-1,5 Facher Fräserdurchmesser)
  5. Kauf dir die richtigen Fräser. Für Holz habe ich die besten Erfahrungen mit Geraden 2 Zahnfräser gemacht.
  6. Erde die Fräse und den Absaugschlauch, das verhindert statische Entladungen.
  7. Schließe die Fräse mit einem Kabel mit Ferrit Magnet an. So vermeidet man, dass beim Kunststofffräsen statische Entladungen zu Fehler führen.
  8. Habe Geduld und Probiere viel aus.

Details zur Fräse

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